Yaaras Stimme zum ECHO-Fall

„DER SKANDAL LIEGT TIEFER

Im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung (19.4.2018) gibt es ein ausführliches Interview mit Yaara zum Thema Echo-Klassik. Das Duo hat in den Jahren zwischen 1997 und 2013 5 Mal den Preis erhalten.

Hier ein Auszug daraus:“Das die Jury den Rappern unter dem Schlagwort Kunstfreiheit den Preis zuerkannte, finde ich fast banal. Das Skandalon liegt tiefer, im Gesellschaftlichen, dieser Fall ist die Spitze des Eisberges. Dass eine Gesellschaft solche Texte überhaupt hinnimmt als Unterhaltungsmusik, dass Konzerte besucht und CDs verkauft werden, da zeigt sich der wahre Skandal. Das schlimmste ist, dass es junge Menschen sind, die solche Musik quasi widerstandslos schlucken. Das geht schon pränatal los, wenn Eltern sich der Aggressivität und Brutalität dieser Musik aussetzen. Das kriegen die Kinder im Mutterleib mit und gewöhnen sich mit der Muttermilch daran“.

Auf die Frage ob das Duo nun seine 5 ECHOs zurück gibt, hat Yaara folgendes gesagt: „Manche werden sagen, wenn eine Tochter von Holocaust-Überlebenden das nicht tut, ist sie wohl stumpf und gleichgültig. Wäre ich im Saal gewesen, hätte ich meine Preise auf die Bühne gepfeffert und gesagt: Die Firma dankt! So war es aber nicht. Wenn ich jetzt, da ist Andreas Groethuysen meiner Meinung, die Echos aus Protest zurückgebe, dann ist das wohlfeil und sogar heuchlerisch. Neben anderen Preisen für unsere Arbeit stehen in unseren Biografien auch die Echos. Die Agenturen haben sie als Gütesiegel benutzt, die Veranstalter Konzerte damit beworben, auch die CD-Firma. Wir haben die Echos in diesem Bewusstsein angenommen. Sie nun husch, husch zurückzugeben, finde ich heuchlerisch. Damit wird nichts besser, es trifft nicht die gesellschaftliche Problematik, mit der wir alle umgehen müssen. Um nicht missverstanden zu werden: Ich habe sehr viel Verständnis für Zorn und Wut über soziale Benachteiligung,

Gewalterfahrungen und Diskriminierungen und dem künstlerischen Ausdrucksbedürfnis dafür. Aber es gibt für mich eine Grenze dort, wo das Leid von Menschen verhöhnt wird. Der Holocaust ist das konzentrierteste Symbol für das, was Menschen anderen Menschen antun können. Diese Grenze will ich in keinem Land auf der Welt verletzt oder gar überschritten sehen. Punkt.“

Yaaras Stellungnahme zum Thema ECHO-Musikpreis im ausführlichen Interview für die Süddeutschen Zeitung (s.u.: „Der Skandal liegt tiefer“) hat viel Zustimmung erfahren.

In Folge hat die ZDF ASPEKTE-Redaktion Yaara gebeten ihre Meinung zur Abschaffung des Preises zu äußern.