Love? Homage to Clara Schumann
Yaara und Freunde
Yaara Tal
Andreas Groethuysen
Julian Prégardien, Chor des Bayerischen Rundfunks, Yuval Weinberg
Veröffentlichung: 09.08.2019
Label: Sony Classical
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Informationen zur CD
JULIE VON WEBENAU (née/geb. Baroni-Cavalcabò) (1813–1887)
L’Adieu et le Retour op. 25. Morceaux de Fantaisie
Robert Schumann gewidmet 1839
Welteinspielung
1 | L’Adieu. Moderato |
2 | Le Retour. Allegretto |
CLARA WIECK-SCHUMANN (1819–1896)
Trois Romances op. 11
Robert Schumann gewidmet 1838/39
3 | Romance No. 1 Andante |
4 | Romance No. 3 Moderato |
5 | Romance No. 2 Andante |
THEODOR KIRCHNER (1823–1903)
Three Preludes from Op. 9
Clara Schumann gewidmet 1859
6 | Prelude No. 10 Cantabile |
7 | Prelude No. 11 Allegro brillante |
8 | Prelude No. 13 Allegro con passione |
Yaara Tal, Klavier
JOHANNES BRAHMS (1833–1897)
Variationen über ein Thema von Robert Schumann,
für Klavier zu 4 Händen op. 23
Julie Schumann (1845–1872) gewidmet 1861
9-19 | Variationen I-X |
Klavierduo Yaara Tal & Andreas Groethuysen
JOHANNES BRAHMS
Rhapsodie für Alt, Männerchor und Orchester
in einer Fassung für Tenor, Frauenchor und Klavier
Komponiert anlässlich der Hochzeit von Julie Schumann 1869
Weltersteinspielung
20 | Rhapsodie op. 53 |
Yaara Tal, Klavier
Julian Prégardien, Tenor
Chor des Bayerischen Rundfunks
Yuval Weinberg, Einstudierung und Leitung
Gesamtdauer: | 57:57 |
Aufnahmedatum: | 12. Oktober 2018 8.–10. April 2019 |
Aufnahmeort: | Studio 1 & 2 des Bayerischen Rundfunks |
Aufnahmeleiter: | Jörg Moser |
Produktionsleiter | Falk Häfner (BR) / Michael Brüggemann (Sony Music) |
Tonmeister: | Jochen Fornell |
„Die Webenau liebt mich“
Allein schon diese Notiz in Robert Schumanns Tagebuch aus der Wienerzeit ist höchst anregend. Später schreibt er noch: „Gestern brach es bei der Webenau mehr als je hervor“. Die Webenau, geborene Baroni-Cavalcabò, selbst eine Pianistin und Komponistin, war später auch die Widmunsgträgerin seiner großangelegten Humoresque op 20. Als in ihrer Werkliste unter anderem auch eine Komposition zu finden war, die sie wiederum Robert zugeeignet hat und die mit dem Titel L’adieu et le Retour (1839) versehen ist, wurde meine Neugierde erst recht geweckt: Wo blieb dabei Clara Wieck als Muse, als Kunstgefährtin? Die Antwort lautet: Nicht weit entfernt! 1838/1839 widmete Clara nämlich ihrem heimlichen Verlobten die Trois Romances op. 11. Sie war nicht wegzudenken und auch nicht „wegzukomponieren“. Es könnte von Interesse sein sich zu fragen, mit wem sonst noch Clara ihren Robert zu teilen gezwungen war? Auch umgekehrt gefragt könnte es ein durchaus erhellendes Licht auf den schöpferischen Eros dieses einmaligen Paars werfen. So wären am Ende wohl auch die ihr gewidmeten Präludien von Theodor Kirchner zu rezipieren.
Die Beziehung zwischen Clara Schumann und Johannes Brahms hingegen ist seit je her ein mit Thema, das die Fantasie beflügelt: Dieses Verhältnis war durch gegenseitige tiefe Verehrung und Bewunderung geprägt. Weniger bekannt sind dagegen die Liebesgefühle, die Johannes Brahms gegenüber Julie Schumann, dem dritten Kind von Clara und Robert, hegte. Als Julie 16 Jahre wurde, widmete Brahms ihr seine Variationen für Klavier zu vier Händen über ein Thema ihres verstorbenen Vaters, und als sie sechs Jahre später heiratete, komponierte er als eine Art Brautgesang die Rhapsodie op. 53, die als Alt-Rhapsodie bekannt ist.
Da wurde ich stutzig: Dieses traurige Lied als Hochzeitsgeschenk? Musik auf ein Textfragment aus Goethes „Harzreise im Winter“, das kaum düsterer sein könnte? Und warum mit einer Altstimme und einem Männerchor besetzt? Warum wurde nicht männliche Kehle mit dieser „Schneeverfasstheit“ betraut? Sollten – gleich Engeln von oben, wärmend, schützend, tröstend – anstelle von Männern hier nicht Frauen singen? Als Antwort auf diese Fragen entstand die Fassung auf diesem Album. Gewiss: Brahms’ Musik bedarf keiner Korrektur! Aber warum sollte man nicht einmal versuchen, das Stück anders erklingen zu lassen…
Ich bin dem Chor des Bayerischen Rundfunks sehr dankbar für die Bereitschaft dieses Experiment durchzuführen, sowie dem Tenor Julian Prégardien, und dem Dirigenten Yuval Weinberg. Für die sorgfältige Notenherstellung dieser Fassung bedanke ich mich bei Lukas-Fabian Moser und David Zell.
Mein herzlicher Dank gilt ebenfalls den Musikwissenschaftlern Dr. Karsten Nottelmann (zu Julie von Webenau) und Dr. Michael Struck (Brahms Gesamtausgabe) für ihre langjährige Unterstützung.
Yaara Tal, München 2019
CD-Kritiken
LOVE?
Münchner Merkur 03.04.2020
Gabriele Luster
In einer Nachzügler-Kritik schreibt die Rezensentin: „Reizvoll an der Kombination ist nicht nur die persönliche, sondern auch die stilistische Verflechtung. Yaara Tal interpretiert die romantischen Petitessen geschmeidig mit subtilem Anschlag, einem reichen Spektrum am Nuancen und lebendiger Agogik“. Über die von Yaara initiierte Neufassung der „Alt-Rhapsodie“ von Brahms: „Diese „Umdeutung“ berührt sehr, klingt sie doch wie ein Bekenntnis des verletzten Komponisten. Prégardiens noble Gestaltung, der versöhnlich-hoffnungsvolle Gesang der Chor-Damen und Tals gehaltvolle Begleitung schaffen eine echte Alternative zur originalen Alt-Rhapsodie“.
Peter Hagmann (vormals NZZ), der Doyen der Schweizer Kritikerzunft, schrieb am 11.12.2019 eine ausführliche und ernstzunehmende Besprechung.
Zu der Beziehung zwischen Clara Wieck (damals noch nicht Schumann) und Robert im Lichte des Erscheinens einer Julie von Webenau schreibt er: „Von dem nicht gerade ausbalancierten Dreieck geht die Pianistin Yaara Tal in ihrer jüngsten, wiederum geistreich konzipierten und hochstehend realisierten CD aus…. Das gelingt umso besser, als Yaara Tal nicht nur ein sensibles, das Verträumte subtil unterstützendes Rubato einbringt, sondern auch sorgfältig, wenngleich ohne Penetranz, die Strukturen aufscheinen lässt.“ >Im Bezug auf der Rollen-Umgestaltung der tristen Brahms Rhapsodie resümiert er: „Die Umkehrung der vom Komponisten geschaffenen Besetzung drängt sich nicht auf, sie stellt jedoch die biographische Situation, der die Alt-Rhapsodie verpflichtet ist, klar heraus. So wie es alle Stücke dieser wunderbaren CD tun.“
„Love?“ Homage to Clara Schumann
Eine neue Besprechung in der Zeit
In einem längeren Artikel im Feuilleton der Zeit und Zeit Online geht es um eine neue Rezeption der Gesamterscheinung Clara Schumanns. Dort sind auch einige CD-Einspielungen erwähnt und evaluiert. Darunter auch „Love?“
„Einen beinah Borchardschen, nämlich der verschlungenen Beziehungen um Clara Schumann nachgehenden Ansatz hat Yaara Tal für ihr Album Love? Homage to Clara Schumann gewählt. Hier dienen die Romanzen p. 11 dazu, Stücke anderer Komponisten zu kontrastieren, die zu Claras Umfeld gehörten……. Yaara Tal, gelingt es vielleicht am stärksten, diese Musik ästhetisch zu verorten und damit zu zeigen: Clara Schumanns kompositorisches Schaffen hat durchaus Bestand neben dem ihrer (männlichen) Kollegen“
ARD Audiothek
„…. Seien es Widmungsstücke für Clara, Robert oder deren Tochter Julie – immer überzeugt Yaara Tal mit ihrem ausdrucksstarken Klavierspiel.“
Ein lebhaftes Echo zu Yaaras jüngste CD:
Der BR widmet der neuen CD eine ganze Sendung samt einem Interview:
NDR Kultur & Klassik
Eine Hommage an Clara Schumann
Die CD „LOVE?. Homage to Clara Schumann“ ist Album der Woche auf BR Klassik:
„Das Album mit dem fragenden Titel „Liebe?“ geht den verschlungenen Beziehungen rund um das Liebes- und Ehepaar Schumann nach. Seien es Widmungsstücke für Clara, Robert oder deren dritte Tochter Julie – immer überzeugt Yaara Tal mit ihrem ausdrucksstarken, tief empfundenen Klavierspiel.“
CD der Woche aus rbbKultur:
„Wie klingen Sehnsucht, Enttäuschung oder Hoffnung? Wie fühlt sich Liebe an? Yaara Tal rührt mit ihrer Werkauswahl an zutiefst menschlichen Empfindungen. Und es ist ihr eine CD gelungen, die auf interessante und dramaturgisch geschickte Weise das verworrene Beziehungsgeflecht um Clara Schumann aufzeigt“
Auf Concerti ist folgendes zu lesen:
Subtile Spekulation
„Im Clara-Jahr gewinnen auch musikalische Lebenslinien der universellen Musikerin neben der Ehe mit Robert Schumann an Gewicht.“
Das Opernglas
„Die Pianistin Yaara Tal hat eine hochinteressante CD eingespielt, deren Untertitel „Homage to Clara Schumann“ lautet. Darüber aber steht der eigentliche Titel „Love?“. Das Fragezeichen lässt ahnen, dass es hier auch um nicht erwiderte Liebe geht“
September 2019
RONDO 10.08.2019
Michael Wersin „Yaara Tal hat mit dieser CD eine sehr persönliche Clara-Schumann-Hommage kreiert – nicht nur mit ihrer Bearbeitungsidee, nicht nur mit der intelligenten Auswahl wenig bekannter Werke für den ersten Teil, sondern vor allem auch durch ihr großartiges solistisches Klavierspiel ebendort, mit dem sie ihre Programmidee erstklassig zu vermitteln versteht.“
11.08.2019 DLF
Die neue Platte
Clara Schumann zum 200.
Musik aus Liebe
Eine österreichische Nebenbuhlerin, ein spielsüchtiger Geliebter, ein unglücklich verliebter Freund: Die Pianistin Yaara Tal hat auf ihrer neuen CD kleine Geschichten zu Clara Schumann gesammelt, die alle eins gemeinsam haben: Musik, die aus Liebe komponiert wurde.